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Man liest immer wieder, dass die Schere zwischen arm und reich im Zuge liberaler Wirtschaftssysteme und der Globalisierung immer größer werde und häufig wird in Forschungen über Armut auch ein relativer Armutsbegriff verwendet, der Armut relativ gesehen zur Gesamtpopulation bestimmt. Die Verbindung aus der These der Ungleichheit und einem relativen Armutsbegriff führt dann mitunter sogar zu der Schlussfolgerung, dass liberale Wirtschaftssysteme und Globalisierung für Armut verantwortlich seien. Das Gegenteil ist der Fall. Die nicht-imperialistische wirtschaftliche Globalisierung des späten 20. Jahrhunderts und von heute führt im Wesentlichen zum Abbau extremer Armut, zu weniger Kinderarbeit und mehr Gleichberechtigung, wie es der indische Ökonom Bhagwati nachweist.
Auch wenn es sinnvoll ist, die gesellschaftliche Relation in der Armutsforschung zu berücksichtigen, um Redistributionsmechanismen und die soziale Bedeutung von absoluter Armut besser beurteilen zu können, sind viele Argumentationen gegen die Globalisierung verkürzt, weil sie die absolute Dimension von Armut außer Acht lässt und weil nicht beachtet wird, dass in einer Volkswirtschaft die Menge der Produktion in extrem hohem Maße abhängig ist von der Art der Verteilung.
Den Unterschied zwischen relativer und absoluter Armut kann man anhand von Gedankenexperimenten gut verdeutlichen. Angenommen ich lebe allein auf einem kargen Planeten und leide an Hunger. Relativ betrachtet zur Gesamtpopulation, die hier nur aus mir selbst besteht, bin ich dann nicht arm. Absolut betrachtet bin ich jedoch sehr arm, denn ich leide an Hunger. Wenn ich dagegen in einer paradiesischer Welt lebe und mich mit einem kleinen Teil zufrieden gebe, weil es mir an nichts fehlt, während anderer erfolgreich viel mehr für sich beanspruchen, dann bin ich relativ betrachtet sehr arm, absolut betrachtet bin ich jedoch extrem reich, denn es fehlt mir an nichts. Mir persönlich wäre es weit lieber, in der zweiten Situation zu leben. Es mag sein, dass in Nordkorea die relative Armut geringer ist als in den USA, der Bevölkerung nützt das aber sehr wenig.
Im Zuge der Globalisierung und Liberalisierung insbesondere der Tigerstaaten lässt sich erkennen, dass die Globalisierung hier in Form von Vernetzung mit der Restwelt und dem Abbau von Handelshemmnissen zunächst zu Wachstum geführt hat, der dann durch Spill-Over-Effekte zu einem signifikanten Rückgang absoluter Armut auch bei denjenigen geführt hat, die gesellschaftlich nicht in einer priveligierten Stellung waren. Dabei bedeutet Globalisierung selbstverständlich auch gegenseitige Abhängigkeit und Konkurrenz, die auch für Krisen wie beispielsweise nach 1997 mitverantwortlich war und einige Unternehmen gehen sicherlich auch als Verlierer hervor. Das Vorliegen von wirtschaftlicher Ungleichheit ist jedoch nicht notwendig für das Vorliegen absoluter Armut, im Gegenteil fördert Ungleichheit den Abbau von Armut und ist notwendig für ein preis- und lohnbedingtes Informationssystem, das zu einer effizienten Ressourcenallokation führt. Die Form der Globalisierung und die Eigentumsverteilung auf der Welt lassen sich kritisieren, dabei sind ökonomische Gesetzmäßigkeiten jedoch ebenso zu beachten wie ethische Prinzipien. Globalisierung als Ganzes abzulehnen, ist nicht nur kurzsichtig, sondern den armen Teilen der Welt gegenüber unfair, die von der Globalisierung profitieren, was sich insbesondere an den positiven Auswirkungen des Abbaus des Protektionismus’ in Asien gezeigt hat. Was Freihandel anbelangt, hat Friedman Recht behalten: Die Interessen fallen hier zusammen, sie widersprechen sich nicht.
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